Der Musikverein und das liebe Geld

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Ausbildung neuer Musiker in Angriff genommen wurde, fehlte es unter anderem an Geld, um die benötigten Instrumente zu beschaffen. Deshalb spielten die Jungmusiker auf den Musikinstrumenten ihrer Väter. Diese hatten die Instrumente zuvor im thurgauischen Frauenfeld erworben und sich aus Geldknappheit verpflichtet, den Kaufpreis in Raten zu bezahlen. Das Geld für die Ratenzahlungen wurde an den Samstagen gemeinsam verdient: Mit ihren Fahrrädern strampelten an diesem Wochentag die Musiker nach Konstanz, wo sie in der Gaststätte  „Ziegelhof“ zum Tanz aufspielten und dafür bezahlt wurden.

 

 

 

Im Jahr 1956 ging die Anschaffung der ersten Uniform für insgesamt 800 DM über die Bühne. Zuvor war der Musikverein nur an seinen Mützen erkennbar, die auch noch getragen waren.  Das Geld für die Uniformen wurde gesammelt, indem man an verschiedenen Plätzen und Orten in Dingelsdorf Musik machte. Am Abend vor einer solchen Geldsammelaktion hatten sich die Musiker in der Seeschau getroffen und erörtert, dass ein Bauer des Dorfes gegen 19:00 Uhr seinen Mist auf die Felder geführt hatte.

 

Kurzerhand wurde der Beschluss gefasst, diesem seinen Mist wieder nach Hause zu bringen. Gesagt getan. Ein Musiker organisierte Traktor und Wagen und gemeinsam wurde am Fliesshorn der Mist wieder aufgeladen und besagtem Bauern vorbeigebracht. Am nächsten Morgen mussten die Musiker allerdings feststellen, dass sich der Mist noch dort befand, wo sie ihn am vorigen Abend abgeladen hatten. Des Rätsels Lösung war, dass der Bauer den Mist hatte liegen lassen, da er wusste, dass die Musiker am nächsten Morgen gerade an dieser Stelle im Rahmen ihrer Spendenrunde vorbeilaufen wollten.

 

 

 

Geldspenden sammelte in jener Zeit auch Herbert Wiehler, der damalige Postbote von Dingelsdorf und Wallhausen.

 

 

 

Im selben Jahr fand auch das 60-jährige Jubiläum des Musikvereins statt, wozu sämtliche Häuser des Ortes ansprechend mit Fahnen geschmückt worden waren. Eine Einnahmequelle im Rahmen des Festes stellten die so genannten „Tanzbändel“ dar. Diese wurden bei der Tanzveranstaltung im Zelt ausgegeben und dienten dazu, die Erlaubnis zur Aufforderung zu erkaufen. Zudem ging nach dem Spielen mehrerer Stücke ein Musiker herum und holte von jedem Tanzpaar ein „Zehnerle“. Erst nach dem Erbringen dieser „Abgabe“ wurden dann jeweils weitere Musikstücke dargeboten.

 

 

 

Anfang der 1970er Jahre wurden, wenn der Musikverein Geld beispielsweise für den Kauf von Instrumenten oder die Anschaffung neuer Uniformen benötigte, Schrottsammlungen durchgeführt. Dadurch konnten an einem Samstag sage und schreibe zwischen 400 DM und 800 DM eingenommen werden.

 

 

 

In den 1970er Jahren hatte sich der Musikverein das Ziel gesetzt, jedes Jahr zwei neue Instrumente anzuschaffen. Gekauft und auch repariert wurden die Musikinstrumente jeweils in Kreuzlingen bei „Musik Haag“. Eines Tages erschien ein Zollbeamter beim damaligen Vorstand des Vereins und erkundigte sich, ob die über die Grenze transportierten Instrumente auch ordnungsgemäß verzollt worden waren.

 

Da dies nicht der Fall gewesen war, befürchtete der Vorstand das Schlimmste. Es stellte sich jedoch heraus, dass der Zollbeamte, der mit dem Vorstand ein vertrauensvolles Gespräch führte, ein kluger Kopf und sehr menschlich obendrein war. Bei der Aushändigung der Ladung erläuterte er dem Vorstand, dass er ihm bei der Vernehmung die Antworten in den Mund legen würde. Nach Durchführung der förmlichen Vernehmung verlief sich die Sache dann im Sand und auf den Verein kamen keine finanziellen Forderungen zu.

 

 

 

Spielte beziehungsweise spielt der Verein Dingelsdorfer Bürgern ein Ständchen, honorier(t)en diese die musikalische Darbietung, indem den Musikern beispielsweise ein Fass Bier und Wienerle kredenzt wurden bzw. werden, oder es wurden/ werden beispielsweise neue Noten gespendet.