Hochzeiten

Heiratet ein Musiker ist es Brauch, dass der Musikverein die Trauung musikalisch umrahmt, die Hochzeitsgesellschaft mit Musik in den „Anker“ oder in die „Seeschau“ begleitet und am Abend nochmals musiziert. Im Gegenzug dazu hält das Brautpaar die Musiker an diesem Tag frei.

 

 

 

Im Jahr 1958 heirateten Joseph und Alice Thiedmann. Die Musiker wussten, dass die Hochzeitsgäste nach dem Mittagessen bei der Familie Thiedmann zu Hause Kaffee trinken würden und für diesen Anlass ein spezieller Schinken vorbereitet worden war.

 

Rechtzeitig vor dem Eintreffen der Hochzeitsgesellschaft begaben sich nun die Musiker zum Haus und erklärten der Haushälterin überzeugend, vom Brautvater persönlich geschickt worden zu sein, um den Schinken zu essen. Während der jüngste Musiker vor die Haustüre zum „Schmiere stehen“  beordert worden war, vertilgten seine Kollegen mit großem Genuß und vollends den vorzüglich schmeckenden Schinken.  Nach der Schlemmerei verliessen sie das Haus durch den Hinterausgang und gingen wieder ins Gasthaus zurück. Als sie dort gut gestärkt zum abendlichen Tanz aufspielten, hatten sie die Knochen des Schinkens auf der Bühne aufgehängt. Der Brautvater, übrigens der damalige Dingelsdorfer Bürgermeister,  machte jedoch gute Miene zum bösen Spiel. Er verzieh den Musikern im Verlauf des Abends und so konnte zu guter Letzt sogar ein „Ehrentanz mit Knochen“ aufgeführt werden.

 

 

 

Im selben Jahr heiratete ebenfalls der Bassist des Musikvereins. Wie bereits bei der Thiedmannschen Hochzeit nahmen die Musiker den Schinken an sich. Als sie diesen jedoch verzehren wollten, stellten sie fest, dass dieser nicht genießbar war, da sich bereits Maden eingenistet hatten.

 

 

 

Etwa zehn Jahre später heiratete Gerd Danzeisen in Oberstaufen im Allgäu. Einige der Musiker beschlossen, ihren Musikerkollegen zu überraschen und so fuhren sie eine Fähre vor dem Bräutigam los und erklommen, in der Kirche angekommen, sogleich die Empore, damit sie zunächst nicht zu sehen waren. Als sich die Brautleute das Jawort gaben, wurde dann ein getragenes Stück gespielt.

 

 

 

1981 lud der Brautvater Pister die Musiker zum Essen im „Anker“ ein. Hierbei kam es zu einem Missverständnis: Während die Musiker davon ausgegangen waren, dass sie Essen und Trinken können, soviel sie wollen, hatte der Brautvater an exakt ein Mittagessen und ein Bier pro Musiker gedacht.  Da die Musiker lange zusammen saßen kam im Endeffekt eine recht umfangreiche Rechnung zustande. Beim Ständchen am Abend schloss der Vorsitzende des Musikvereins wegen der erfahrenen Großzügigkeit seine Rede mit den an den Brautvater gewandten Worten: „Auf dass du uns erhalten bleibst, in Ewigkeit, Amen.“ Im Verlaufe des Abends kümmerte sich der Musikverein auch noch um die ordnungsgemäße Entführung der Braut. Hierbei hatten alle Beteiligten viel Spaß, da unter anderem auf dem kalten Herd des Wirtshauses Lambada getanzt wurde.

 

Erstes Foto Musikverein Dingelsdorf
1913 Hochzeit Anna und Eugen Brachat erstes Foto Vom Musikverein