Die Jungmusiker des Musikvereins Dingelsdorf

Der speziellen Ausbildung der Jungmusiker nahm sich bereits im Jahr 1946 Philipp Fach an. Sein Angebot, bei ihm zu Hause das Spielen eines Instruments und das Notenlesen zu erlernen, nahmen die interessierten Jugendlichen gerne an. In der Küche des Fach’schen Hauses befand sich eine Klapptür, durch die man in den Keller gelangte. Vor den Proben stieg der Dirigent die Kellertreppe hinab, um Most zu holen, der während der Probe herumgereicht wurde.

 

Die Effizienz der Übungsstunden hing damals allerdings sehr von der Laune des Dirigenten ab. Bei schlechter Stimmung schickte Fach den musikalischen Nachwuchs einfach vorzeitig wieder nach Hause. Zudem war der Dirigent kein Freund des „Auswendigspielens“. Als ihm seine Schüler einmal eine Freude machen wollten und ihm auswendig ein Lied vortrugen, forderte er sie auf, damit  aufzuhören und erst einmal das Notenlesen zu erlernen.

 

 

 

1968 war die Zahl der Musiker auf einen Tiefpunkt gesunken. Bei einem Auftritt in Bodman im Dezember desselben Jahres waren nur noch sechzehn bis achtzehn Musiker aktiv und zu einem Konzert auf dem Kronenplatz fanden sich trotz Unterstützung durch einen Wollmatinger dann nur noch dreizehn Musiker ein. Daraufhin bot der Dirigent der Jugendkappelle Konstanz, Herr Linke, eine kostenlose Ausbildung neuer Musiker an, wenn sich genügend interessierte Jugendliche finden. Der Musikverein nahm dankend an und so fuhren die angehenden Dingelsdorfer Musikanten einmal wöchentlich mit dem Feuerwehrauto nach Konstanz, um dort musikalisch ausgebildet zu werden. 

 

 

 

In den 1980er Jahren wurden die Jungmusikerleistungsabzeichen eingeführt und in der Tat wollten zahlreiche Jugendliche aus Dingelsdorf unbedingt die dem Erhalt des Abzeichens vorausgehenden Prüfungen ablegen. So begann der Musikverein mit der Durchführung von einwöchigen Jugendlagern, bei denen zuerst auf die Prüfungen vorbereitet wurde und am Ende dann die Tests  abgenommen wurden. Unter anderem fuhr man dazu in die Schweiz nach Pany oder auf die Schwägalp, wo dann jeweils morgens Gymnastik gemacht, daraufhin selbst gekocht und viel geprobt wurde. In Erinnerung blieb ein Wutanfall der Gastgeberin der Hütte in Pany, die ausgerechnet am 1. August, dem Schweizer Nationalfeiertag, dem Gesang deutscher Lieder lauschen musste. Als sie spätabends im Negligé ihren Ärger darüber zum Ausdruck brachte, erntete sie jedoch kein Mitgefühl, vielmehr bogen sich die Jungmusiker vor Lachen.

 

 

 

Auch heute werden noch regelmäßig Jugendlager veranstaltet, die, so wird gemunkelt, einen hohen Unterhaltungswert haben.

 

Beispielhaft sei erwähnt, dass 2009 ein Jungmusiker an eine Leiter gefesselt worden war. 2011 ließ er sich erneut, diesmal an einem Stuhl festbinden, der sich auf dem Balkon der Unterkunft befand. In der kurz danach stattfindenden Probe wunderte sich der Dirigent über den fehlenden Probenbesuch des Musikers. Dieser blieb jedoch nicht untätig und rief vom Balkon aus um Hilfe. Seine Rufe wurden von einer vorbeikommenden Frau vernommen, die sofort anbot, die Bergwacht zu alarmieren.

 

 

 

Weiterhin finden in den Jugendlagern abends zumeist Gemeinschaftsspiele statt, wie beispielsweise das Spiel „Obstsalat“. Dabei sitzen alle Mitspieler im Kreis und jeder muss sich eine Obst- oder Gemüsesorte ausdenken. Einer der Spieler erhält keinen Stuhl, sondern stellt sich in die Kreismitte. Jemand nennt nun eine Obst- bzw. Gemüsesorte. Der Spieler in der Mitte muss versuchen, denjenigen, der sich diese ausgedacht hat, mit einer zusammengerollten Zeitung „abzuschlagen“, bevor es der angesprochenen Person gelingt, eine weitere Obst- oder Gemüsesorte zu benennen. Hat er Erfolg, kann er den Platz dieses Spielers einnehmen, wenn nicht, muss er versuchen den neu genannten Spieler zu treffen, bevor diesem eine weitere im Spiel befindliche Obst- oder Gemüsesorte einfällt. Ein Musiker überlegte nun, wie er einen ruhigen Abend verleben könnte und dachte sich eine ziemlich unbekannte Gemüsesorte, nämlich  „Portulak“ aus. Seine Rechnung aufgrund dieses Namens während des Spiels nicht an die Reihe zu kommen, ging jedoch nicht auf. Da der Name „Portulak“ alle faszinierte, wurde das Gemüse dauernd benannt und schließlich ging an diesem Abend besagter Musiker  wegen der zahlreichen „Schläge“ mit der Zeitung mit ziemlich roten Oberschenkeln zu Bett.